guidetti.jpgZur Zeit ist Frauen-Bundestrainer Giovanni Guidetti in der erste italienischen Liga mit seinem Verein Chieri aktiv (und erfolgreich). Zuletzt gelangen zwei Siege in Folge. Dennoch sind seine Gedanken auch jetzt schon bei der DVV-Auswahl, wie das nachfolgende Interview zeigt.

Sie waren beim DVV-Pokalfinale in Halle. Wie war ihr Eindruck?
Guidetti: „Die Atmosphäre war großartig, ich würde sehr gerne mit meiner Mannschaft dort vor so einer Kulisse spielen. Schwerin hat verdient gewonnen, weil die Mannschaft besser gespielt hat. Aber der Volleyball, den ich gesehen habe, war weit von der Geschwindigkeit vom internationalen Volleyball entfernt.“

Im Pokalfinale standen viele arrivierte Nationalspielerinnen. Was können Sie über die nächste Generation sagen?
Guidetti: „Ich glaube, es gibt viele Spielerinnen in Deutschland, die gut werden können, aber ich sehe immer noch zu viele junge Spielerinnen, die auf der Bank sitzen. Ich würde diese gerne in der Bundesliga spielen sehen, weil es sehr wichtig ist, dass sie spielen, um sich zu verbessern.“
Was planen Sie mit dieser nächsten Generation?
Guidetti: „Ich möchte nach der Bundesliga-Saison einen 3-Tages-Lehrgang machen, bei dem ich die Spielerinnen sehen möchte, die ich noch nicht so gut einschätzen kann und von der Statistik und den Gesprächen mit den Bundesliga-Trainern kenne. Ich will diese Spielerinnen sehen, weil ich vier bis acht Spielerinnen benötige, die den Kader der WM-Mannschaft ergänzen sollen.“

Die Schlüsselpositionen in der Nationalmannschaft sind die Annahme-Außen- und die Zuspiel-Position. Was ist mit den Routiniers Tanja Hart (1. VC Wiesbaden) und Sylvia Roll (Schweriner SC)?
Guidetti: „Tanja spielt wie immer eine sehr gute Meisterschaft, aber sie hat auch ein neues Leben mit ihrer Lehrerstelle gestartet. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihr, und ich werde auch mit ihr sprechen, aber ich glaube, sie wird keine Zeit haben. Wie immer spielt auch „Rolli“ eine sehr gute, aber auch eine sehr anstrengende Saison mit Liga, Europapokal und Pokal. So wird sie mental und körperlich ein wenig müde sein. Ich werde mit ihr sprechen und hören, ob sie dem Team helfen möchte. Will sie dies, müssen wir einen Weg finden, wie sie dem Team helfen kann und dabei auch ihre Positionen berücksichtigen. Sie ist eine sehr wichtige Spielerin für die Nationalmannschaft.“

Wie sieht es konkret auf der Zuspiel-Position aus? Welche Namen schweben Ihnen vor?
Guidetti: „Ich will vor allem die Zuspiel-Position überprüfen: Kathleen Weiß (Schweriner SC) hat eine sehr gute WM absolviert und spielt auch jetzt eine gute Bundesliga-Saison. Mareen Apitz (Dresdner SC) war schon im vergangenen Jahr mit mir unterwegs und hat sich wieder einen Schritt weiterentwickelt. Denise Hanke (VC Olympia Rhein-Neckar) ist sehr talentiert. Wenn sie keine Maßnahme mit der Juniorinnen-Auswahl hat, möchte ich sie bei der Frauen-Nationalmannschaft sehen. Ich hoffe, dass sie im nächsten Jahr ein gutes Team in Deutschland findet, wo sie alle Spiele bestreiten kann. Nadja Jenzewski (Rote Raben Vilsbiburg) steht momentan etwas hinter den drei genannten Spielerinnen, ich möchte sie jedoch auch bei diesem 3-Tages-Lehrgang sehen und mit ihr arbeiten.“

Junge Spielerinnen wie Denise Hanke haben sie erwähnt, was ist mit älteren Spielerinnen wie Patricia Thormann (Schweriner SC), die eine sehr starke Saison spielt?
Guidetti: „Ihre Situation ist ähnlich wie die von Sylvia Roll. Ich möchte mit ihr sprechen und ihr eine kleine Tür offen lassen. Sie hat im Pokalfinale sehr gut gespielt.“

Was sind die Ziele für 2007?
Guidetti: „Es ist eine sehr schwere Saison, weil ich in der Zeit neue Spielerinnen an das Team heranführen möchte. Auf der anderen Seite wollen wir eine sehr gute EM spielen und eine intensive Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation starte. Diese beiden Sachen muss ich kombinieren. Im 18-er Kader werden acht bis zehn Spielerinnen stehen, die im Vergleich zum Vorjahr neu sind. Ab Anfang August möchte ich dann mit 14 bis 15 Spielerinnen arbeiten.“.

Was sagen Sie dazu, dass ihr Landsmann Marco Bonitta neuer Nationaltrainer der polnischen Frauen ist?
Guidetti: „Das ist lustig, weil er letztes Jahr sagte, dass er nie wieder mit Frauen arbeiten möchte. Auf der anderen Seite ist er ein sehr guter Trainer, sodass Polen besser wird.“

Quelle: volleyball-verband.de